· Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte

 
 
Sonntag 21.11.2021 11:00 Uhr

Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte

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DER KLANG VON JENA № 1
»Die Stille hören« – Vormittagsprogramm • ABGESAGT •

Aufgrund der aktuellen Entwicklung der Pandemiesituation und der damit in den nächsten Tagen zu erwartenden Regelungen muss das Vormittagsprogramm abgesagt werden.

Erlebnisse, Vorträge, Live-Musik, Workshops, Stationen für die ganze Familie, Snacks und Getränke

Eintritt kostenfrei


11:00 Uhr
Eröffnung
mit dem stillen Stück „In Futurum“ von Erwin Schulhoff

14:00 Uhr
Präsentation der Ergebnisse aus den Workshops
mit den Teilnehmer*innen und Leiter*innen


Vorträge

11:15 Uhr
»Die Stille klopft an seine Seele – Beethovens Weg in die Taubheit«
mit Prof. Dr. med. Orlando Guntinas-Lichius und Musiker*innen der Jenaer Philharmonie

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Ludwig van Beethoven wurde als junger Mann schwerhörig und war noch vor dem 50. Lebensjahr taub. Er hat selbst vielfach schriftlich festgehalten, wie sehr er unter der Krankheit litt und sich isoliert dadurch fühlte. Umso mehr imponieren seine Energie und Schaffenskraft; viele seiner Werke vollendete er erst nach der Ertaubung.

Orlando Guntinas-Lichius gibt uns einen wissenschaftlichen Einblick in den Krankheitsverlauf von Beethovens Schwerhörigkeit bis zur Taubheit und zeigt auf, wie man heute – mehr als 250 Jahre nach Beethovens Geburt – mit dieser Krankheit umgeht.

Ausgewählte Stellen und Sätze aus Beethovens Werken, vorgetragen von Musiker*innen der Jenaer Philharmonie, werden die Ausführungen unterstreichen, vertiefen und begleiten.

Mitwirkende

Musiker*innen der Jenaer Philharmonie
Jeannina Gutiérrez de Sommer, Violine
Bettina Wappler, Violine
Hasmik Karapetyan, Viola
Christiane Backhaus, Violoncello

Orlando Guntinas-Lichius ist seit 2006 Pro­fessor für HNO-Heil­kunde an der Fried­rich-Schiller-Uni­versi­tät Jena und Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohren­heil­kunde, Kopf- und Hals­chirurgie des Uni­versi­täts­klini­kums Jena. Seine For­schungs­schwer­punkte liegen im Bereich der Kopf-Hals-Tumoren, der Spei­chel­drüsen­tumoren, der Erkran­kungen des Gesichts­nervs und der Hör­reha­bilitation. Er ist Stell­ver­tretender Präsi­dent der Deut­schen Gesell­schaft für Hals-Nasen-Ohren-Heil­kunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. 2009 wurde er als Mitglied in die Deut­sche Aka­demie der Natur­forscher Leopol­dina – Nationale Aka­demie der Wissen­schaften auf­genommen.

12:00 Uhr
»Gespräch über Stille, John Cage und das längste Orgelstück der Welt«
mit Prof. Dr. Rainer O. Neugebauer und Dr. Philipp Schäffler

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In den späten 1940er Jahren hatte der Avant­garde­kompo­nist John Cage die Gele­gen­heit, die Schall­schutz­kammer der Harvard Univer­sity zu besuchen, und erwar­tete, die Stille zu „hören“: „Ich habe zwei Geräu­sche gehört, eines hoch und eines niedrig. Als ich sie dem zustän­digen Inge­nieur beschrieb, teilte er mir mit, dass das hohe mein in Betrieb befind­liches Ner­ven­sys­tem und das nied­rige mein Blut im Kreis­lauf sei.“

Diese Schlüs­sel­er­fah­rung machte Cage bewusst, dass es abso­lute Stille nicht gibt und dass wir ständig von Klängen und Geräu­schen umgeben sind. Er ent­wickel­te in Folge – verkürzt gespro­chen – zwei Kom­po­si­tions­me­tho­den, mit der Klänge und Geräu­sche addiert oder sub­tra­hiert werden konnten. Bei dem stillen Stück „4’33’’“ sind alle kom­ponier­ten Klänge sub­tra­hiert und es bleiben die Geräu­sche der Umwelt übrig. Bei Cages Idee des Musik­zirkus musi­zieren mög­lichst viele Musik­grup­pen gleich­zeitig. Hier werden demnach mög­lichst viele Klänge addiert, um eine tosende Stille zu erzeu­gen. Beide Ideen ste­hen sich aber nicht dua­lis­tisch gegen­über, son­dern bilden ein Kon­tinuum.

Doch Cage hat noch eine weitere Mög­lich­keit geschaffen, Stille im Klang zu erfahren: die zeitliche Ausdeh­nung von Klang. In extremer Form realisiert in seinem Stück „ASLSP“, ein Kürzel für „As slow as possilbe“ („So lang­sam wie mög­lich“). In Halber­stadt erklingt die Version für Orgel über einen Zeit­raum von 639 Jahren. Ja, Sie haben richtig gelesen: 639 Jahre! Höchste Zeit mit dem Kura­to­riums­vor­sit­zen­den der John-Cage-Orgel­stif­tung Halber­stadt ein Gespräch über Stille, John Cage und das längste Orgel­stück der Welt zu führen.

Rainer O. Neugebauer ist emeri­tierter Pro­fessor für Sozial­wissen­schaften, skep­tischer Agnos­tiker, anar­chis­ti­scher Hedo­nist, musi­ka­lischer Dilettant, Kura­toriums­vor­sitzender der John-Cage-Orgel-Stif­tung Halber­stadt und beim John-Cage-Orgel-Kunst-Projekt eine Art künstle­rischer Leiter, u. a. mit­verant­wort­lich für die Berech­nung der Klang­wechsel. Er lebt und arbeitet in Halber­stadt.

Dr. Philipp Schäffler ist Lehrer für Musik und Globales Lernen am Christ­lichen Gymna­sium Jena, Musik­vermittler und Kurator des KLANGS VON JENA № 1 „Die Stille hören“. Er promo­vierte an der Hoch­schule für Musik FRANZ LISZT Weimar zur „Idee der Bildung im Schaffen von John Cage“ und war hier wie an der Friedrich-Schiller-Uni­versi­tät Jena als Lehr­beauf­tragter tätig.

Vorträge in eng­lischer Sprache
mit Prof. Nicole Boivin, Direk­torin des Max-Planck-Ins­tituts für Mensch­heits­geschichte und Mitar­beite­r*innen der Abtei­lung für Archäo­logie

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Das Max-Planck-Ins­ti­tut für Mensch­heits­ge­schichte in Jena wurde 2014 im Bestreben gegründet, grund­le­gende Fragen der mensch­lichen Evo­lution und Geschichte seit der Stein­zeit zu erfor­schen. Derzeit besteht es aus drei inter­dis­zi­pli­nären Abtei­lungen, die Methoden und For­schungs­fragen aus Natur- und Geis­tes­wissen­schaf­ten inte­grieren: der Abtei­lung für Archäo­logie, der Abtei­lung für Archäo­genetik und der Abtei­lung für Sprach- und Kultur­evo­lution.

Das Institut vereint inter­natio­nale Exper­t*innen sowie große Daten­sätze aus so unter­schied­lichen For­schungs­ge­bieten wie Archäo­logie, Anthro­po­logie, Paläo­genetik, Bio­infor­matik, Prote­omik, Archäo­genetik, quanti­ta­tive Lin­guistik u. a. m., um große Fragen der mensch­lichen Ver­gan­gen­heit zu erfor­schen wie die Besie­dlungs­ge­schichte der Welt, Migra­tionen und gene­tische Mischungen, die Aus­wir­kungen von Klima- und Umwelt­verän­de­rungen auf die mensch­liche Exis­tenz in unter­schied­lichen Regionen der Welt, die Verän­derung der Öko­systeme durch den Menschen, die mensch­liche Ernäh­rung in der Ver­gan­gen­heit, die Aus­brei­tung und Ent­wick­lung von Infek­tions­krank­heiten und mit dem Menschen assozi­ierten Mikro­orga­nismen, die Ver­brei­tung und Aus­differen­zie­rung von Sprachen, Kul­turen und gesell­schaft­lichen Prak­tiken oder die Ko-Evolu­tion von Genen und Kultur.

Im Rahmen von drei Vor­trägen in eng­lischer Spra­che, die sich u. a. auf die im Nach­mit­tags­kon­zert erklin­gen­den Werke beziehen, geben Prof. Nicole Boivin und Mit­ar­­bei­te­r*innen der Abtei­­lung für Archäo­­logie Einblicke in ihre For­schungs­ar­beit.

12:00 Uhr
»The relevance of Archaeological Science: What does the study of the past tell us about the Present and the Future«

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Der Vortrag steht in Beziehung zu der im Nach­mittags­konzert erklin­genden Kompo­sition „The Unans­wered Question“ von Charles Ives.

12:40 Uhr
»Archaeological Science, Extinctions and Loss«

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Der Vortrag steht in Beziehung zu dem im Nach­mit­tags­konzert erklin­genden „Concerto funebre" für Violine und Streich­orchester von Karl Amadeus Hartmann.

13:20 Uhr
»Archaeological Science and Climate Change«

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Der Vortrag steht in Beziehung zu der im Nach­mittags­konzert erklin­genden Kammer­sinfonie Nr. 2 es-Moll op. 38 von Arnold Schönberg.


Workshops

ab 11:15 Uhr
»Da war Ruhe«
Anstiftung zum Erzählen für Grundschulkinder mit Antje Horn

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Habt ihr schon einmal in die Dunkel­heit gelauscht oder am Bauch eurer Eltern gehorcht? Ist es dort still? Nein! Dies musste auch die kleine Maus feststellen. Immer wieder wird ihre Nacht­ruhe empfindlich gestört und sie findet keinen Schlaf. Die Maus bittet den Igel um Rat. Freund Igel hat gute Ideen. Ob diese wohl hilf­reich sind? Antje Horn erzählt von der Suche der Maus nach Ruhe und Frie­den. Danach bauen die Kinder gemeinsam ein Schatten­theater und erzählen selbst die gehörte Geschichte.

Empfohlen für Kinder von 6 bis 12 Jahren mit ihren Eltern oder Großeltern
Teilnehmer*innen: max. 10 Personen (Anmeldung erforderlich)

ab 11:15 Uhr
»Das unerhörte Wort – die Ruhe nach dem Sturm«
Anstiftung zum Theaterspielen für Jugendliche und Erwachsene mit Erik Studte

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Mit spiele­rischer Lust befassen wir uns mit Grund­lagen des Theaters anhand von kurzen (dramatischen) Texten und Szenen. Wer also schon immer mal Bühnen­luft schnuppern wollte, ist hier genau richtig. Erfah­rungen im Theater­spielen sind nicht nötig aber natürlich auch nicht von Nachteil.

Empfohlen für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene
Teilnehmer*innen: max. 12 Personen (Anmeldung erforderlich)

ab 11:15 Uhr
»Fieldrecording – Klänge, Geräusche und Stille der Stadt«
Anstiftung zum Hören für Jugendliche und Erwachsene mit Kay Kalytta

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Der Workshop beginnt mit einem Spa­ziergang, bei dem wir uns hörend, aufnehmend durch Straßen und Orte der Stadt Jena tasten. Das Element Wasser – die Saale – kann einem dabei die Ohren öffnen und tosende Stille erfahrbar machen. Im Anschluss verbinden wir unter­schiedlich Aufge­nommenes zu einem Sound­design-Stück, in dem sich das Erlebte und Gehörte widerspiegelt.

Empfohlen für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene
Teilnehmer*innen: max. 7 Personen (Anmeldung erforderlich)

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