Sergej Prokofjew:
Romeo und Julia - Ballett, daraus: Gavotte
Frédéric Chopin:
Nocturne für Orchester op. 9 Nr. 2
Modest Mussorgski:
Eine Nacht auf dem kahlen Berge
(Orchestrierung Nikolai Rimsky-Korsakow)
Claude Debussy:
Clair de lune
(Orchestrierung André Caplet)
Hector Berlioz:
Symphonie fantastique op. 14, daraus: Un Bal
Leroy Anderson:
Serenata
Theo Mackeben:
Münchner G'schichten - Walzer
Johann Strauss (Sohn):
Tausendundeine Nacht op. 346, daraus Walzer
Felix Mendelssohn Bartholdy:
Ein Sommernachtstraum, daraus Scherzo und Nocturne
Edvard Grieg:
Sigurd Jorsalfar, daraus: Huldigungsmarsch
Jenaer Philharmonie
Ekhart Wycik, Leitung
Bei ihrem zweiten Kaffeekonzert in dieser Spielzeit machen die Musiker der Jenaer Philharmonie die Nacht zum Tage. An diesem Nachmittag gibt es stille Nachtstücke, Tänze zu rauschenden Festen, aber auch Unheimliches und Bedrohliches zu hören.
Für die Nacht fand die Romantik beispielsweise in leisen Stücken, die als Nocturne oder Notturno bezeichnet wurden, musikalischen Ausdruck. Doch wie unterschiedlich wurden diese Stücke komponiert. Chopin etwa musikalisierte die Nacht nicht als musikalisches Dämmerbild, sondern erfand für seine Nocturnes „singende“ Melodien, die vom Belcanto-Stil Rossinis und Bellinis inspiriert sind. Für Debussy hingegen waren die Musiker dazu ausersehen, unter anderem den „ganzen Zauber einer Nacht einzufangen". Zeugnis dafür ist sein auf das gleichnamige Gedicht Verlaines komponiertes Klavierstück „Clair de Lune“ (Mondschein), das André Caplet für Sinfonieorchester bearbeitete. Das Notturno aus Mendelssohn Bartholdys Schauspielmusik zu Shakespeares „Sommernachtstraum“ leitet hingegen fast ironisch, mit Hörner-Romantik, die komische Liebesszene zwischen dem eselsköpfigen Zettel und Titania ein.
Mussorgskis Tanz der Hexen in der Johannisnacht auf dem kahlen Berge ist in seiner Originalfassung von 1867 so stürmisch komponiert, dass selbst die ihm wohlgesonnenen Komponisten der „Gruppe der Fünf" das Werk ablehnten. Ihren Siegeszug durch die Konzertsäle trat die wilde Tondichtung dann in einer gezähmten Fassung Rimsky-Korsakows an, die Sie auch im Kaffeekonzert hören werden.
Im letzten Stück vor der Pause begleiten Sie den jungen Musiker aus Berlioz’ „Symphonie fantastique“ auf einen Ball. Dort war er der Frau, die seinem Ideal vollkommen entsprach, wieder begegnet und musste feststellen dass sie ihn nicht beachtete, während die fulminante Tanzmusik ungetrübt fortfährt.
Eröffnet wird das Konzert mit der Gavotte aus Prokofjews „Romeo und Julia“, in der er den dritten Satz seiner „Symphonie classique“ verfremdete, um das gestelzte Benehmen des Adels zu charakterisieren.
Zum Schluss erklingt ein taghelles Stück: Der „Huldigungsmarsch“ aus „Sigurd Jorsalfar" (Björnstjerne Björnson), der zu Versöhnung der Brüder Sigurd und Østein erklingt.
Sebastian Urmoneit