Paul Hindemith:
„Plöner Musiktag“,
daraus: A. „Morgenmusik“, 1. Mäßig bewegt
Sonate für Trompete und Klavier
Sonate für Tuba und Klavier
„Plöner Musiktag“,
daraus: A. „Morgenmusik“, 2. Lied
Sonate für Althorn in Es und Klavier
Sonate für Posaune und Klavier
„Plöner Musiktag“,
daraus: A. „Morgenmusik“, 3. Bewegt
Viktor Spáth, Trompete
Anna Magdalena Euen, Horn
Carl-Philipp Kaptain, Posaune
Bruno Osinski, Tuba
Petra Kluge-Prieß, Klavier
Saori Tomidokoro, Klavier
Tickets erhalten Sie ausschließlich im Vorverkauf ab 16.09.2020 über die Jena Tourist-Information.
Jena Tourist-Information – Eine Einrichtung von JenaKultur
Markt 16, 07743 Jena
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Weitere Aufführungen:
Sonntag, 29.11.2020, 11:00 Uhr, Rathausdiele
Im Schatten des großen Beethoven-Jubiläums hätte Paul Hindemith am 16. November 2020 seinen 125. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Grund soll der Komponist mit einem Konzert gewürdigt werden, in dem vier seiner Sonaten für ein Blechblasinstrument und Klavier erklingen, umrahmt von den drei klangvollen Sätzen der „Morgenmusik“, die Hindemith für einen Jugendmusiktag in Plön 1932 schrieb.
Hindemiths Solo- und Kammermusiksonaten bilden eine geschlossene Werkgruppe, die zwischen 1935 und 1955 entstand. Der Komponist verfolgte damit über zwei Jahrzehnte den ambitionierten Plan, für jedes gängige Solo- und Orchesterinstrument ein repräsentatives Repertoirestück zu schreiben, das die Bedingtheiten und charakteristischen Möglichkeiten eines jeden Instruments ganz individuell auslotet und fruchtbar macht. Zugleich bilden die Sonaten ein eindrucksvolles Kompendium seiner Kompositionstechnik, die er gerade in einer Zeit erbitterter öffentlicher Anfeindungen durch das NS-Regime zu konsolidieren und theoretisch zu untermauern suchte. Insofern betrachtete Hindemith die Werke des groß angelegten Sonatenzyklus’ auch als nüchterne, handwerkliche Routineübungen für sich selbst, in denen er seine zuvor ausgearbeitete Kompositionsmethode, die „Unterweisung im Tonsatz“, erproben und in lebendiger Musik realisieren konnte. Damit suchte er nicht zuletzt auch sein öffentliches Image eines aggressiven Misstöners und subversiven Bürgerschrecks, das ihm im Musikleben der 1920er Jahre anhaftete, zu wandeln in das eines seriösen, verantwortungsbewussten Künstlers. Andererseits dokumentieren die Kompositionen aber auch einen resignierten Rückzug ins private, kammermusikalische Metier, nachdem 1936 ein deutschlandweites Aufführungsverbot über Hindemiths Werke verhängt worden war und er im folgenden Jahr auch seine Anstellung als Kompositionsprofessor an der Berliner Musikhochschule aufgeben musste.
Die ausgewählten Werke dieses Konzertprogramms entstanden größtenteils in unmittelbarer Nähe zu Hindemiths Emigration in die USA 1940 und weisen eine Vielzahl außermusikalischer und symbolischer Besonderheiten auf: sei es das erschütternde Choralzitat „Alle Menschen müssen sterben“, das als eine Art Kriegsmemento die Trompetensonate beschließt, das enigmatische, von Hindemith selbst verfasste Gedicht „Das Posthorn“, das beide Musiker vor dem Schlusssatz der Althornsonate rezitieren oder der „Swashbuckler’s Song“ in der Posaunensonate, eine Hommage an die Mantel- und Degenhelden des frühen Hollywood-Kinos, mit der Hindemith bald nach seiner Ankunft in der neuen Heimat womöglich eine erste Annäherung an den US-amerikanischen Musikgeschmack ausprobierte.
Text und Programmkonzeption: Carl-Philipp Kaptain