Kammerkonzert höchster Virtuosität und Empfindungen
Bach und die Moderne exklusiv vereint
Eine ungewöhnliche Kammermusik ging am Sonntagnachmittag in der Universitätsaula quasi in Szene. Veronika Eberle, ARTIST IN RESIDENCE der Jenaer Philharmonie, eröffnete das Programm mit der Partita h-Moll BWV 1002 für Violine solo von Johann Sebastian Bach. Um 1720 während seiner Zeit in Köthen komponiert, stellt sie damals den Höhepunkt dieser Gattung dar und von der Geigerin meisterhaft interpretiert.
Zur gleichen Zeit komponierte Bach auch seine Suiten für Violoncello. Doch was an diesem Nachmittag mit der Wiedergabe der Suite G-Dur BWV 1007 zu hören gewesen ist, so etwas hat man noch nie erlebt, denn Edicson Ruiz, Mitglied der Berliner Philharmoniker und internationaler Preisträger, meisterte dieses Opus in seiner Vielgestaltigkeit bravourös auf dem Kontrabass.
Damit nicht genug, im zweiten Teil des Programms kam es zu Steigerungen ungeahnter Möglichkeiten virtuosesten Zusammenwirkens, wo man sich fragt, wie so etwas in solcher Perfektion überhaupt einstudiert werden kann. Zunächst die „Passacaglia“ für Violine und Kontrabass aus der Feder des Uruguayer Efrain Oscher (geb. 1974). Über dem Bassmotiv entwickelt sich ein Formenreichtum sondergleichen einschließlich Tango. Die Interpreten und der anwesende Komponist werden gebührend gefeiert. Ein weiteres Unikat zum Abschluss mit „RUMBach für J. S.“ vom Venezolaner Gonzalo Grau (geb. 1972) für Violine , Kontrabass mit obligater Perkussion, der Komponist selbst am Schlagwerk. Tänzerisches, Improvisationen und Jazziges in fünf Teilen in höchster Virtuosität und Empfindsamkeit verbunden. Der Beifall nahm kein Ende. Auf den Moderator hätte man gerne verzichtet, zumal Änderungen in der Programmfolge des 1. Teiles nicht vorher angesagt wurden und die Kenner bei den Satzfolgen stutzten, dass da etwas nicht stimmt.
Die neuen Werke hinterließen tiefe Eindrücke, die Biografien ohnehin im Programmzettel gedruckt. Die Interpreten bedankten sich mit der Zugabe eines Satzes für das begeisterte Publikum zum Schluss dieses ungewöhnlichen Abends - auch mit Blick auf die Annalen unserer Philharmonie.
Hans Lehmann