Von der »ganz urtümlichen Liebe zur Musik«
Grandioser Einstand von Simon Höfele als ARTIST IN RESIDENCE der Jenaer Philharmonie
Grandioser Einstand von Simon Höfele als ARTIST IN RESIDENCE der Jenaer Philharmonie
Das erste Samstagskonzert lockte am 26. Oktober 2024 viele Besucherinnen und Besucher ins Jenaer Volkshaus. Sie waren gespannt, den neuen ARTIST IN RESIDENCE der Jenaer Philharmonie kennenzulernen und konnten ihn in gleich zwei Trompetenkonzerten erleben.
Felix Mendelssohn-Bartholdys »Trompeten-Ouvertüre«
Das erste Samstagskonzert der Jenaer Philharmonie stand ganz im Zeichen virtuoser Bläserkunst. Das Orchester der Jenaer Philharmonie eröffnete unter der vorwärts drängenden Leitung von Simon Gaudenz das Konzert mit Mendelssohns selten gespielter jugendlich-frischer „Trompeten-Ouvertüre“. Noch weit entfernt von seinen „Meisterouvertüren“ wie der zum „Sommernachtstraum“, der „Hebriden-Ouvertüre“ oder „Ruy Blas“ erweist sie sich doch als interessantes Jugendwerk, das durch seinen frischen Tonfall, seine interessante Instrumentationstechnik und den Einsatz der Blechbläser das Jenaer Publikum sehr beeindruckte.
Simon Höfele begeisterte das Jenaer Publikum mit den Trompetenkonzerten von Hummel und Arutjunjan
Ein jugendlicher Geniestreich ist auch das Trompetenkonzert in E-Dur von Johann Nepomuk Hummel. Der gerade einmal 25-jährige Komponist schrieb es für den Trompetenvirtuosen Anton Weidinger, der in diesem Konzert die von ihm selbst entwickelte Klappentrompete präsentieren wollte. Die Uraufführung fand am Neujahrstag 1804 in Eisenstadt statt.
Das Jenaer Publikum durfte gespannt sein, wie Simon Höfele, der Hummels E-Dur-Konzert bereits 2019 mit dem BBC Scottish Symphony Orchestra auf CD eingespielt hatte, das Konzert nun gemeinsam mit der Jenaer Philharmonie musizieren würde. Er spielte es mit bewundernswerter Leichtigkeit, Virtuosität und Ausdruckskraft. Vom ersten Ton an war auch die Gleichgestimmtheit mit dem Orchester und Simon Gaudenz, das gemeinsame Atmen zu spüren. Hummels E-Dur-Konzert erklang als frühromantische Musik im besten Sinne. Mühelos meisterte Simon Höfele den Kopfsatz mit seinem marschartigen Hauptthema und seinen großen Intervallsprüngen. Im Andante verzauberte er das Publikum, indem er die weiten Kantilenenbögen auf der Trompete regelrecht „sang“, fein umspielt von den Holzbläsern und Streichern. Das war feinste Legato-Kultur und erinnerte an den Belcanto von Vincenco Bellini. Im rasanten Finalsatz mit seinen technischen Finessen und Trillerketten beeindruckte Simon Höfele durch technisch makelloses, furioses Spiel. Sein Trompetenklang wirkte schlank und zeugte von großer Tiefe des musikalischen Ausdrucks. Simon Höfele hat einmal gesagt, in seinem Spiel der großen Trompetenkonzerte zeige sich seine „ganz urtümliche Liebe zur Musik.“ Sie war in jedem Ton zu spüren, und das Zuhören war Freude pur.
Ehe er sein zweites Trompetenkonzert – das Überraschungsstück des Abends – spielte, unterhielten sich Simon Gaudenz und Simon Höfele kurz, und der ARTIST IN RESIDENCE gab Auskunft über sein liebstes Trompetenkonzert. Das ist Bernd Alois Zimmermanns „Nobody Knows de Trouble I See“ aus dem Jahr 1954. Simon Höfele hat es 2020 ebenfalls mit dem BBC Scottish Symphony Orchestra aufgenommen. Diese Aufnahme sei allen Musikfreunden empfohlen. Der liebste langsame Satz aber sei – so Simon Höfele – der aus Alexander Arutjunjans Trompetenkonzert in As-Dur. Und darauf durfte sich das Jenaer Publikum nun freuen.
Gerade im Klang seiner Trompete offenbarte sich, wie sehr Simon Höfele dieses spätromantisch-klangfarbenreiche Konzert mit seiner melancholischen Grundierung liebt. Im energischen Allegro war sein Spiel teils vorwärts drängend, teils lyrisch. Simon Gaudenz fand mit der Jenaer Philharmonie zu einem transparenten Orchesterklang, der sich mit dem Trompetenklang des Solisten auf’s Schönste verband. Den langsamen Satz spielte Simon Höfele so lyrisch-zart, innig und mit einer so wunderbaren Klangschönheit, dass er damit das Publikum tief berührte, ehe er das Konzert mit fanfarenartigen Tönen im Allegro energico ausklingen ließ. Das Jenaer Publikum applaudierte dem ARTIST IN RESIDENCE enthusiastisch.
Er hat mit den Trompetenkonzerten von Johann Nepomuk Hummel und Alexander Arutjunjan die Sympathie des Jenaer Publikums gewonnen. Jedes weitere Konzert wird ein Heimspiel für ihn werden.
Fotos: Christoph Staemmler
Ausklang mit Paul Dukas’ »Zauberlehrling«
Zum Abschluss des Konzerts erklang Paul Dukas’ „Der Zauberlehrling“. Diese Komposition ragt aus dem schmalen Gesamtwerk des überaus selbstkritischen französischen Meisters heraus. Sie ist, wie Alfred Beaujean einmal sagte, ein Meisterwerk virtuoser Orchesterkunst und transponiert Goethes Märchenballade in die Sprache des aufkommenden Maschinenzeitalters. Das Orchester der Jenaer Philharmonie interpretierte unter der motivierenden Stabführung von Simon Gaudenz das Werk rhythmisch exakt und fand zu einem fulminanten Gesamtklang. Das von den Fagotten vorgetragene grotesk-motorische Scherzo-Thema beeindruckte ebenso wie die Streicherkaskaden, die die Wassergüsse symbolisieren. Vier rasante Tutti-Schläge beschlossen das Werk und auch das Konzert. Schöner könnte ein Samstagabend nicht ausklingen.
Dr. Dietmar Ebert