„Kein Schlussstrich! – Ein bundesweites Theaterprojekt zum NSU-Komplex“
»MANİFEST(O)« Ein polytopisches Oratorium von Marc Sinan
Ein Manifest der grenzübervschreitenden Anwesenheit des Menschen, der Erinnerung und Hoffnung
Im Rahmen des vom 21. Oktober bis 7. November 2021 stattfindenden dezentralen und interdisziplinären Theaterprojekts „Kein Schlussstrich!“ wird am Donnerstag, 28. Oktober sowie am Sonntag, 7. November, jeweils um 19:00 Uhr, im Volkshaus Jena das polytopische Oratorium „MANİFEST(O)“ des deutsch-türkisch-armenischen Komponisten Marc Sinan aufgeführt.
„MANİFEST(O)“ (türkisch für „Manifest“) vereint sieben, an Schlüsselorten der Taten des NSU aufgeführte Einzelperformances in einem abendfüllenden Werk. Sicht- und hörbar werden dabei Teile der stets gleichzeitig stattfindenden Performances ins Volkshaus Jena übertragen und mischen sich hier präzise koordiniert in das Oratorium, bei dem die Jenaer Philharmonie, zwei Chöre sowie Solistinnen und Solisten unter der musikalischen Leitung von Simon Gaudenz das musikalische Zentrum bilden.
Jonas Zipf, Werkleiter von JenaKultur: Mit „MANIFEST(O)“ bringen wir zwei Qualitäten unseres bundesweiten Projekts „Kein Schlussstrich!“ zur Aufarbeitung des NSU-Komplexes zusammen: Einerseits macht unser Orchester mit der Aufführung dieses Oratoriums die Stimmen der Opferangehörigen rechter Gewalt hörbar, andererseits wird mit der darin eingebetteten Video-Übertragung der ortsbezogenen Performances in allen direkt vom NSU betroffenen Städten das beeindruckende bundesweite Netzwerk aus Theater, Kulturbetrieben und zivilgesellschaftlichen Trägern sichtbar. Es gehört zur weltoffenen und antirassistischen Haltung unserer Stadtgesellschaft, dieses Ereignis am 28. Oktober oder 7. November live und vor Ort im Volkshaus zu erleben.
Geführt und befragt von der Stimme und den Gedanken eines jungen Mädchens entsteht in einer Zeit, in der Werte korrodieren und relativiert werden, ein Manifest der grenzüberschreitenden Anwesenheit des Menschen, der Erinnerung und Hoffnung. „MANİFEST(O)“ ist ein Oratorium, das Orte, Haltungen, Kulturen, Chöre, Solistinnen und Solisten, Orchester und Publikum gleichermaßen verbinden kann. Negative Energien der Verbrechen werden aufgenommen, Grundfragen von Vergeltung und Neuanfang diskutiert und in einer ethischen Utopie verarbeitet.
Komponist Marc Sinan: Die Erkenntnis, dass wir die Freiheit haben, unserem Leben einen Sinn zu geben, bedeutet zugleich die Verantwortung, genau dies zu tun. Die Schuld an den Morden an Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter ist unauslöschlich. Ihre Namen stehen für sich selbst, aber auch stellvertretend für die unzähligen weiteren Opfer rassistischer und faschistischer Gewalt. Wir sollten diese schrecklichen Taten zum Anlass nehmen, uns dem Kern der Verantwortung zu stellen. Wir haben die Fantasie, den Mars zu besiedeln, scheitern aber daran zu formulieren, was das Menschsein wirklich ausmacht? Nein, daran kann ich nicht glauben. Jedoch weiß ich gewiss: Es gibt ihn, den Humanismus einer besseren Zukunft. Und wir müssen ihn gemeinsam finden!
Aufführungen
- Donnerstag, 28.10.2021 | 19:00 Uhr | Volkshaus Jena
- Sonntag, 07.11.2021 | 19:00 Uhr | Volkshaus Jena
Mitwirkende
Fanny Sel Baute, Sprecherin
Naz Yilmaz, Sprecherin
Iva Bittová, Sopran und Violine
Katia Guedes, Sopran
Johanna Vargas, Sopran
Johanna Krödel, Alt
Andreas Fischer, Bass
Saša Mirković, Viola
Meinrad Kneer, Kontrabass
Knabenchor der Jenaer Philharmonie
AuditivVokal Dresden
Jenaer Philharmonie
Simon Gaudenz, Musikalische Leitung
Marc Sinan, Künstlerische Leitung
Tickets
Tickets für die beiden Konzerte sind erhältlich bei der Jena Tourist-Information sowie ab 45 Minuten vor Konzertbeginn an der Abendkasse. Möchten Sie online Tickets erwerben, klicken Sie einfach auf eine der Aufführungen und folgen Sie dem Ticket-Link. Unter Vorlage der thoska bzw. der MKS-Card bekommen Studierende der FSU und EAH sowie Schüler*innen der MKS Jena in der Jena Tourist-Information sowie an der Abendkasse ohne weitere Zuzahlung ihr Kulturticket.
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